Seit 25 Jahren ist das anyway Anlaufstelle für Jugendliche der LSBTIQ*-Community aus Köln und der Umgebung und damit europaweit erstes Jugendzentrum mit einem Angebot speziell für lesbische, schwule, bisexuelle, trans*, inter* und queere Jugendliche. Seit Januar 2021 fördert die RheinEnergieStiftung Jugend/Beruf, Wissenschaft dort das Mentoringprojekt Mia – Grund genug für die Stiftungsvorstände Achim Südmeier und Prof. Dr. Susanne Hilger, sich von dem Erfolg des Projektes einmal vor Ort zu überzeugen und mit Mentor*Innen und Mentees ins Gespräch zu kommen.
Nachdem Pandemie bedingt der geplante Besuch immer wieder aufgeschoben werden musste, war es Mitte September endlich so weit. Überschattet wurde der Besuch dabei von aktuellen Haushaltssorgen des Vereins, der vor drastischen Mittelkürzungen betroffen ist. In den Räumlichkeiten war dies durch die Plakate präsent, die in dieser Woche bei Demonstrationen verwendet worden waren.
Umso mehr freuten sich Geschäftsführer Jürgen Piger und seine Stellvertreterin Rabea Maas die Gäste durch die Räumlichkeiten des Vereins zu führen und sie von dessen wichtiger Arbeit zu überzeugen. Zentral am Friesenplatz gelegen befinden sich neben dem ehrenamtlich betriebenen Café auch Schulungs- und Büroräume. Hier finden nicht nur wöchentlich diverse Veranstaltungen und Treffen für Jugendliche rund um lesbisch/schwule/queere Themen statt, sondern auch die WiR*Workshops für Schulklassen, bei denen ehrenamtliche Peer-Workshopleiter*innen von ihren eigenen Erfahrungen berichten und die Fragen von Schüler*innen beantworten. Auch in Köln-Mühlheim gibt es seit kurzem einen wöchentlichen Jugendtreff im Jugendzentrum Support 51 für die Zielgruppe, ein Angebot, das auch auf andere Stadtteile ausgeweitet werden soll.
Nach der Führung gesellten sich neben Geschäftsführung, Projektleitung und den Gästen auch zwei Mentor*innen und zwei Mentees zu der Gruppe an den großen Tisch. Die Projektleiterin Tina Ney stellte das Mentoringprojekt, bei dem Mentor*innen junge queere Menschen zwischen 16 und 27 Jahren für einen Zeitraum von 6 bis 8 Monaten auf ihrem persönlichen und beruflichen Weg begleiten, nochmals im Detail vor. Dabei helfen die Mentor*innen den Mentees im Eins-zu-Eins-Tandem, ihre Stärken und Potentiale weiterzuentwickeln. In dem so entstehenden Schutzraum werden z.B. Fragen zu Coming-Out und Beruf besprochen. Die Mentees und Mentor*innen treffen sich ein bis zwei Mal pro Monat regelmäßig, während Corona noch digital, aber seit 2022 auch wieder in Person. Daneben gibt es außerdem die Möglichkeit zum Netzwerken und es finden Events statt, wie der regelmäßige Stammtisch oder auch ein Besuch im Klettergarten, das Sommerfest und der Come-Together-Cup, an dem das Mia-Fußballteam seine spielerischen Qualitäten unter Beweis stellen konnte.
Das A und O ist dabei sowohl das persönliche als auch berufliche Matching von Mentor*innen und Mentees, das in den Händen von Tina Ney liegt. So unterstreicht Mentor Michael, der selbst Coach ist, dass er seinen Mentee bei dessen Bemühungen unterstützt, dieselbe Profession zu ergreifen und dabei selbst noch vieles lernen kann. „Mentor*innen können sich bei uns bewerben und werden dann in unseren Mentor*innen-Pool aufgenommen und sorgfältig vermittelt, sobald neue Mentees sich bei uns melden. Unsere Mentees kommen nicht nur aus dem anyway. Auch über Instagram und social media konnten wir viele Interessent*innen erreichen“, so Tina Ney.
Am Anfang des Tandems erarbeiten Mentor*in und Mentee zusammen eine Zielvereinbarung, die festlegt, welche Themen gemeinsam bearbeitet werden sollen und die im Laufe des Tandems flexibel an die Bedürfnisse der Mentees angepasst werden kann. Die Mentor*innen werden außerdem durch Schulungen, Workshops, individuelle Coachings und Supervision im Mentoringprozess begleitet.
Die anwesenden Mentor*innen und Mentees bestätigten anschließend den Nutzen des Projektes, ergänzten die Ausführungen mit ihren eigenen Erfahrungen und beantworteten die Fragen der Gäste. „Das Mentoring ist für beide Seiten bereichernd und auch Mentor*innen können noch viel mitnehmen. Durch das Netzwerken können die Mentees außerdem sehr viel für ihren beruflichen Werdegang lernen“, so Mentorin Fabienne. Auch Cornelia, bis vor kurzem Mentee, war begeistert: „Ich war vier Monate Mentee und die aktive Unterstützung hat mir sehr geholfen. Es hat mir gut gefallen, dass die Prozessbegleitung im Vordergrund stand. Es gab nicht den Druck, dass es direkt ein Ergebnis geben musste, sondern ich konnte die Umsetzung meiner beruflichen Pläne später eigenständig durchführen.“
Achim Südmeier zeigte sich beeindruckt über die lange und erfolgreiche Tätigkeit des Trägers und dankte den Mentor*innen und Mentees für das offene und bereichernde Gespräch.
In Zukunft will das anyway mit dem Projekt noch mehr in Richtung Intersektionalität gehen, um Menschen mit Behinderungen und mit verschiedenen Sprachkenntnissen und Bildungshintergründen besser erreichen zu können. Dass der Verein das Potential hat, seine gesteckten Ziele zu erreichen, davon waren am Ende alle überzeugt. Achim Südmeier und Frau Prof. Dr. Susanne Hilger wünschten den Anwesenden für die Zukunft viel Glück.
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